Oberösterreich fällt beim Bildungsstand zurück
Der Bildungsstand junger Erwachsener in Österreich
Bildungsgerechtigkeit bedeutet das Fundament unserer gemeinsamen Zukunft. Unabhängig der sozialen Herkunft soll jeder Mensch die Chance auf bestmögliche Bildung und Ausbildung erhalten. Darum gilt es, Interessen und Talente zu fördern, damit ein selbstbestimmtes Leben möglich ist. Für eine sozial durchlässige und gerechte Gesellschaft steht die Sozialdemokratie – eine Bildungsbewegung. Im Jahr 2007 wurden entscheidende bildungspolitische Meilensteine gelegt, wie der quantitative und qualitative Ausbau der ganztägigen Schule, die Erweiterung des Angebots an Sprachförderung, die Einführung der modularen Oberstufe oder das kostenlose Nachholden von Bildungsabschlüssen. Gerade letztere, so konstatiert Fritz Bauer, sind eng geknüpft an das Chancenpotential jedes einzelnen.
Vorstellung der Studie:
Zielgruppe der Studie: erstmals 20-24 jährige Frauen und Männer in Österreich
Auswahl der Zielgruppe: Diese haben Abschlüsse der Sekundarstufe II (in der Erstausbildung) hinter sich – soweit sie nicht in tertiärer Ausbildung stehen – und auch den ersten Arbeitsmarkteintritt.
Erkenntnisleitendes Interesse: Entwicklung des Bildungsstands junger Erwachsener (20-24 Jahre) im 10-Jahresvergleich zwischen den Bundesländern
3 Analyseniveaus gemäß nationaler Kriterien für den Bildungsstand:
1) Geringe Bildung (max. Pflichtschulabschluss)
2) Mittlere Bildung (Lehrabschluss & BMS-Abschluss)
3) Höhere Bildung (AHS- und BHS-Matura, Kolleg, tertiäre Abschlüsse)
Die 3 Ebenen werden auf eine Kennzahl für den Bildungsstand komprimiert = Bildungsindex (BI)
Resultate:
In allen Bundesländern außer Oberösterreich ist eine Zunahme des Bildungsindex BI bei jungen Frauen festzustellen.
Eine ähnlich schlechte Entwicklung zeigt auch der Bildungsindex junger Männer, der in OÖ (minus 6 %) und in Kärnten am Stärksten gesunken ist. Eine problematische Entwicklung lässt sich gerade bei jungen Männern verzeichnen. In den Jahren 2001 bis 2011 zeigte sich keine positive Veränderung im Bereich der Höheren Bildung. In diesen 10 Jahren ergaben sich Abnahmen bei den Lehrabschlüssen (-8,8 Prozentpunkt auf einen Anteil von 44,7 %) und der höheren Bildung. Zuwächse gab es lediglich für diese im Bereich der Pflichtschulabschlüsse. Geringere Bildung in Oberösterreich hat, mit Ausnahme Kärntens, am Stärksten zugenommen. Fritz Bauer zieht daraus ein schlechtes Resümee für den Wirtschaftsstandort OÖ. Diese Entwicklung erschwere den Männern zwischen 20-24 Jahren den Eintritt in den Arbeitsmarkt bzw. verschlechtere deren Lebensperspektiven. Im Vergleich der Bundesländer haben sich für OÖ nahezu alle Indikatoren – mit der Ausnahme Mittlere Bildung bzw. Lehrabschlüsse junger Frauen – schlechter entwickelt. Laut Fritz Bauer, bedeuten diese Ergebnisse für oberösterreichische Jugendliche eine geringere Wahrscheinlichkeit auf Höhere Bildung als für jene in der Steiermark, im Burgenland und Wien.
„Bildung darf nicht davon abhängen, ob es sich um ein ArbeiterInnen- oder ein AkademikerInnenkind handelt. Als SPÖ setzen wir uns dafür ein, dass alle Kinder und Jugendlichen in der Art und Weise gefördert werden, wie es notwendig ist, dass sie einen bestmöglichen Start ins Berufsleben haben“, so Soziallandesrätin Gertraud Jahn, die die echte Ganztagesschule als Zukunftsmodell sieht, in die investiert werden muss. „Elementarförderung ist zentrales Element, dass Kinder gut in die Schullaufbahn starten können. Hier muss die ÖVP endlich die ideologischen Scheuklappen ablegen und zum Beispiel die echte Ganztagesschule forcieren“, so Jahn.
SPÖ Oberösterreich: Gerechte Bildung heißt:
Gleiche Chancen für alle statt vererbte Bildungsvorteile für wenige. Das beginnt mit besserer Kinderbetreuung und geht weiter mit der echten Ganztagesschule der Sechs- bis 14-Jährigen. Doch das darf weder mit der neuen Reifeprüfung noch mit dem bewährten Lehrabschluss enden.
Die Ausdehnung der Ausbildungsgarantie
„Zentrale Herausforderung ist, die hohe Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen abzubauen“, so die Bildungssprecherin der SPÖ im oö. Landtag, LAbg. Sabine Promberger.
Insbesondere Jugendliche zwischen 20 und 24 Jahren mit geringer Qualifikation beziehungsweise Bildung weisen eine der höchsten Arbeitslosigkeitsrisiken unter allen Altersgruppen auf. Für die Betroffenen heißt das oft ein Leben mit nur geringen finanziellen Ressourcen, vorübergehenden Aushilfsjobs, fehlender sozialer Absicherung und Perspektivlosigkeit.
Hier will die SPÖ OÖ entgegenwirken. Durch eine Ausdehnung der Ausbildungsgarantie auf junge Erwachsene bis 20 Jahre und den Ausbau der über- und zwischenbetrieblichen Ausbildungsstätten wird die Jugendarbeitslosigkeit gesenkt und damit die Chancen aller Jugendlichen erhöht.
Lehre mit Mehrwert
Oberösterreich ist Österreichs Lehrlingshochburg. 21,3 Prozent aller österreichischen Lehrlinge werden in Oberösterreich ausgebildet. Zum Jahreswechsel 2013/2014 bildeten 6.667 oberösterreichische Lehrbetriebe insgesamt 25.696 Jugendliche aus.
Gleichzeitig gibt es aber in Oberösterreich hohe Abbruch- und Wiederholquoten in der Lehrausbildung. Jährlich fallen ca. 1.800 oberösterreichische Jugendliche aus der Lehrausbildung. Die Umsetzung eines verpflichtenden und flächendeckenden Qualitätsmanagements gewährleistet eine einheitliche Qualität der Lehrstätten. Mögliche Ausbildungsdefizite werden früh erkannt und Lehrabbrüchen kann rechtzeitig entgegen gewirkt werden.
Traditionelle Hürden abbauen
Österreichs Bildungssystem ist stark von Geschlechterstereotypen geprägt. Nach wie vor werden Bildungszweige, die gesellschaftlich Frauen zugeschrieben werden, auch überrepräsentativ häufig von diesen gewählt. So sind 90 Prozent der SchülerInnen einer wirtschaftsberuflich orientierten BHS weiblich, der Frauenanteil an den technisch gewerblichen höheren Schulen beträgt hingegen nur 27 Prozent.
Nicht nur der Bildungsweg, sondern auch die Berufswahl von Burschen und Mädchen wird in hohem Ausmaß von Rollenzuschreibungen geprägt. 48,59 Prozent aller weiblichen Lehrlinge entscheiden sich für nur 3 Lehrberufe – Einzelhandel, Bürokauffrau, Friseurin und Perückenmacherin (Stylistin). Keine zufriedenstellende Situation für die SPÖ OÖ, denn für uns zählt das Talent und nicht das Geschlecht.
„Es braucht verstärkte Bemühungen, junge Frauen an technischen Berufen zu interessieren, um so dem ungerechten Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern entgegen zu wirken“, so Promberger.
Echte Ganztagesschule
Das österreichische Bildungssystem schafft es derzeit nicht gleiche Startbedingungen für alle Kinder zu schaffen. Im Gegenteil: Es ist eines der selektivsten! Nur 26 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern. In gerechte Bildungschancen zu investieren bedeutet daher, Chancengerechtigkeit zu ermöglichen.
Nur ganztägiger und verschränkter Unterricht bietet die Möglichkeit Begabungen und Talente besser zu fördern. Verschränkte Ganztagsschulen unterstützen unsere Schulkinder in ihrer leistungsbezogenen und sozialen Entwicklung unabhängig der finanziellen und sozialen Situation ihrer Eltern. Ein wichtiger Schritt für echte Chancengleichheit.
Mehr Sprachförderung und Mehrsprachigkeit im Kindergarten
Die Kindergärten haben sich von Betreuungs- zu Bildungseinrichtungen entwickelt – die organisatorischen Rahmenbedingungen veränderten sich aber kaum. Der Vergleich mit internationalen Standards zeigt, dass Länder, die die ganzheitliche Förderung der Kinder forcieren, einen ErzieherInnen-Kind Schlüssel von 1:10 haben. In Österreich kommt dagegen eine Pädagogin/ein Pädagoge auf 23 Kinder mit maximal eine Helferin/ein Helfer.
Dabei wäre gerade das Aufholen von Entwicklungsrückständen und Sprachdefiziten eine wesentliche Aufgabe des Kindergartens, was derzeit aber nur unzureichend geschieht. Der Slogan „No child left behind“ kann nicht verwirklicht werden, solange in Kinderbetreuungseinrichtungen nicht genügend Zeit übrig ist Kinder umfassend zu fördern.
Aufwertung des Bildungsstandortes
Durch den Ausbau des Lehramtsfächerangebots an der JKU mit Geistes- und Sprachwissenschaften und Bewegungserziehung in Kooperation mit den pädagogischen Hochschulen von Oberösterreich und Salzburg und den Universitäten beider Städten erfolgt eine einheitliche LehrerInnenausbildung für Neue Mittelschulen und Gymnasien. Neben der Entgegenwirkung des LehrerInnenmangels und der Sicherung von Schulstandorten, gewinnt auch der Universitätsstandort Oberösterreich mehr an Attraktivität. Die Erweiterung der Lehramtsfächer und die medizinische Fakultät tragen wesentlich zum Ausbau der JKU zur Volluniversität bei.
Indexbasierte Mittelsteuerung für mehr Chancengleichheit im Schulsystem
Weil im heimischen Schulsystem die Sach- und Personalressourcen im Regelfall auf der Basis von Schwellenwerten, die von der Schülerzahl abhängen, verteilt werden, braucht es einen neuen Sozialindikator, der gezielt zusätzliche Mittel für Schulen mit schwierigen sozialen Rahmenbedingungen vorsieht. Zukünftig soll die soziale Struktur der SchülerInnen an den jeweiligen Schulen im Vorhinein erhoben werden und für die Zuteilung des konkreten Basisbedarfs maßgeblich sein. Die soziale Herkunft und der Migrationshintergrund stellen erwiesenermaßen die zentralen Ungleichheitsdimensionen im österreichischen Bildungssystem dar. Diese sind daher neben anderen geeigneten Indikatoren wie zum Beispiel der Schulbildung der Eltern in den dafür notwendigen Sozialindex einzuarbeiten.
Modernisierung des Kinderbetreuungsgesetzes und
rascherer Ausbau der Betreuung von Unter-Dreijährigen
Konkret verlangt die SPÖ für die nächste Legislaturperiode eine Modernisierung des Kinderbetreuungsgesetzes, in der das sich durchsetzende moderne, vielfältige Familienbild seine Abbildung findet und auf gesellschaftliche Entwicklungen mehr Rücksicht genommen wird. Das bedeutet: Vergleichbare Qualitätskriterien für alle Betreuungsformen (Krabbelstuben, Kindergarten, Tagesmütter etc.) gehören ins Gesetz. Eltern sollen die Wahlfreiheit haben, aber auch sicher sein, dass ihre Entscheidungsfreiheit nicht später wegen mangelnder qualitativer Förderung den Kindern auf den Kopf fällt.