Filmabend mit Gespräch
SP-Frauen: Sexarbeit ist Arbeit!
Gestern bei der SPÖ-Frauen Filmveranstaltung im Moviemento wurde der Dokumentarfilm
„Precious_LIEBEnsWERT“ von Carola Mair gezeigt und anschließend in einem Gespräch diskutiert.
Der Film gibt einen Einblick in die Geschichte des Lebens von Frauen, die in der Prostitution
gearbeitet haben und teilweise ausgestiegen sind.
„Precious“ erzählt von sexuellen Gewalterfahrungen bis hin zum Alltag in der Prostitution und
letztlich dem Aus- bzw. Umstieg aus der Prostitution. Das Publikum erhält einen Einblick in die Welt
der Frauen, die durch Zwangsprostitution, Beschaffungsprostitution und Armutsprostitution in die
Sexarbeit gekommen sind. Der Film setzt damit einen Schwerpunkt auf Abhängigkeiten und
Menschenhandel. Carola Mair fordert uns mit ihrem Film auf, eine Vision von einer Gesellschaft, in der es keine Nachfrage nach Frauenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gibt, zu verwirklichen.
Enttabuisierung statt Kriminalisierung
In der Diskussion kommt es dabei auch regelmäßig zur Vermischung der Begriffe Sexarbeit und
Zwangsprostitution. Sexarbeit ist eine selbstbestimmte Dienstleistung zwischen Erwachsenen gegen
Entgelt, während Frauenhandel und Zwangsprostitution Menschenrechtsverletzungen darstellen, die
bestraft werden.
Die SPÖ-Bundesfrauen haben einen Beschluss, der ausdrücklich besagt, dass Sexarbeit Arbeit ist. Eine
Kriminalisierung von Sexarbeiter:innen und/oder Empfänger:innen führt zu keiner Verbesserung der
Situation für Sexarbeiter:innen, sondern kann sich vor allem negativ auswirken. Sexarbeit wird in die
Illegalität gedrängt und findet dann an unbeobachteten, unsicheren Orten statt, an denen Gewalt
und Ausbeutung eher stattfinden kann.
Der Beschluss fordert außerdem die gesellschaftliche Aufwertung von Sexarbeit und Anerkennung als
sozialversicherungsfähige Arbeit, die Einführung von bundesweiten Beratungsstellen für
Sexarbeiter:innen sowie die Verankerung einer Interessensvertretung. Über den Film sowie Bestrebungen, die Prostitution abschaffen wollen und darüber, wie wir Frauen in der freiwilligen Sexarbeit unterstützen können, diskutierten im Anschluss mit LAbg.e Renate Heitz, Filmemacherin Carola Mair sowie Sozialarbeiterin Christine Nagl. Moderiert durch SPÖ-Landesfrauengeschäftsführerin Laura Wiednig.
„Es braucht neben Maßnahmen, die Frauen vor Armut schützen, auch einheitliche Gesetze, die
Sexarbeiterinnen ein sicheres Arbeitsumfeld sowie bei Bedarf einen guten Aus- und Umstieg
ermöglichen“, sagt LAbg.e und SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Renate Heitz.
„Als Frau berühren mich die Schicksale dieser Frauen, die im Film ihre Geschichten erzählen
und mich als Filmschaffende bewegt haben, mich auf diese schwere Thematik einzulassen.
Wichtig ist mir dabei einerseits Lösungen aufzuzeigen, die Frauen in ähnlicher Situation helfen
Auswege zu finden und andrerseits, mehr Bewusstsein in unserer Gesellschaft für diese
Form der sexuellen Ausbeutung zu schaffen“, betont die österreichische Filmemacherin Carola Mair.
Sozialarbeiterin Christine Nagl erklärt, dass es von einem Expert:innengremium, die Arbeitsgruppe
(AG) Prostitution, unter der Leitung des Frauenressorts im Bundeskanzleramt, bestehend aus
Vertreter:innen der polizeilichen Fachstellen für Menschenhandel und Prostitution, spezialisierten
Fachberatungsstellen und relevanten Fachbereichen der Verwaltung ein Positionspapier gibt. Diese
spricht sich eindeutig gegen ein Prostitutionsverbot in Form eines Sexkaufverbots („Schwedisches
Modell“) aus. „Denn Verbote schaffen Verlagerungen und je stärker die Verbote sind, umso höher
der Reiz. Der Film zeigt für mich die Schattenseiten der Prostitution auf und geht nicht auf
das, was es braucht, nämlich legale Möglichkeiten, damit Frauen selbstbestimmt und sicher als
Sexarbeiterinnen arbeiten können, ein“, stellt Nagl klar.
Fotos: MecGreenie